Da steht sie nun auf dem Tisch: PANTA RHEI - die erste bepflanzbare Urne aus glänzendem, spiegelndem Weißporzellan. Gefertigt wurde das edle Stück von der Porzellanmanufaktur Augarten in Zusammenarbeit mit der Bestattung Wien. Ihr Name, was soviel heißt wie "Alles fließt", stammt aus dem Altgriechischen und geht auf den Philosophen Heraklit zurück. Dieser Begriff wurde vor allem im Zusammenhang mit dem Begriff der Metamorphose sehr geprägt. Erfunden hat die Urne, die den Kreislauf des Lebens zum Vorbild hat, Martin Steiner. Er ließ sich seine einzigartige Erfindung auch weltweit patentieren. Wie wir wissen, hatten die Wiener schon immer ein ganz besonderes Verhältnis zum Tod. Wer einmal nach Wien kommt, sollte sich einen Besuch im Bestattungsmuseum der Bestattung Wien und am Wiener Zentralfriedhof nicht entgehen lassen. Aber das nur so nebenbei. Jedenfalls ist es wahrscheinlich diese besondere Geschichte der Wiener und der damit einhergehende besondere Bezug zum Tod und zur Bestattung selbst, die sich beide auch in dieser neuartigen Erfindung niedergeschlagen haben.
Wie funktioniert PANTA RHEI?
Die hochwertige Urne ist 25 cm hoch und an ihrer breitesten Stelle 25 cm breit. Sie besteht aus insgesamt 3 Teilen: Das große Porzellangefäß mit Porzellandeckel (siehe Bild oben) und das Gefäß aus Siegelstein, das 0,5 kg Asche aufnehmen kann (siehe Bild rechts). Das große Porzellangefäß verfügt über eine oben liegende, große Pflanzenkammer und eine darunterliegende Wasserkammer in der auch der untere Teil des Siegelsteins mit der Asche des geliebten Menschen oder Tieres eingebracht wird. Gießt man die Pflanze, so sammelt sich das überschüssige Wasser in der Wasserkammer unten. Die Asche im Siegelstein wird feucht und reichert so das Wasser mit Mineralien an, welches aufgrund des besonderen Aschengefäßes, also des Siegelsteines, wieder nach oben gezogen wird und so wiederum von der Pflanze aufgenommen werden kann.
Nährstoffe der Asche tragen zum Wachstum bei
Die Urne kann wie ein Blumentopf beliebig bepflanzt werden. Das Wachstum der Pflanze wird also von den Nährstoffen der Asche gefördert und ein gewisser physischer Teil des verstorbenen geliebten Menschen oder Tieres wird so zurück in den Zyklus des Lebens geführt. Wenn man die Urne nicht bepflanzen möchte "sorgt der Prozellandeckel für einen ästhetischen Abschluss des Gefäßes", so die Beschreibung von Panta Rhei. Die durchaus ästhetische und sicher qualitativ hochwertige Porzellanurne ist allerdings nicht günstig. Trotz eines recht stolzen Preises von 699 Euro dürfte die Nachfrage groß sein.
Die Urne zu Hause - Gut für einen gesunden Trauerprozess?
Für mich als Trauerbegleiter und jemand, der sich mit der psychologischen Seite rund um Sterben, Tod und Trauer intensiv befasst bzw. auseinandersetzt, rückt allerdings damit wieder die Frage in den Mittelpunkt, ob eine derartige "Bestattungsvariante", nämlich die Urne - egal ob bepflanzbar oder nicht - in der Wohnung aufzubewahren, die Verarbeitung der Trauer bzw. des Verlustes unterstützt oder doch nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen, wie bei sogenannten "Brückenobjekten", sogar behindern kann. Der weltbekannte US-Trauerforscher und Psychologe William J. Worden (2011), bei dem ich im Mai 2016 einen intensiven Workshop in Wien (siehe Fotos auf meiner Webseite) besuchen durfte, spricht von sogenannten "Brückenobjekten", die dazu dienen, die Beziehung zum geliebten Verstorbenen äußerlich aufrechtzuerhalten, und die einem positiven Abschluss eines Trauerprozess im Wege stehen können. Das würde bedeuten, dass dadurch eine der wesentlichsten Aufgaben in der Trauerarbeit, nämlich die neue innere Beziehung zu finden, entwickeln und festigen, störend beeinflusst werden kann. Wer dem aus dem Weg gehen möchte, aber eine Bestattungsvariante favorisiert, die vor allem den Zyklus des Lebens in den Vordergrund stellt, wäre mit der Alternative "Waldbestattung" gut bedient.
Trotz allem ist das Schöne daran, dass letztendlich jede bzw. jeder auch in dieser Frage so tun kann, wie er bzw. sie es möchte und für sich als richtig empfindet. Und vielleicht entscheidet er oder sie sich ja auch für Panta Rhei - der ersten bepflanzbaren Urne für Zuhause.
Hier finden Sie nähere Information zur Trauerbegleitung und Verlustbewältigung allgemein: www.gerdneubauer.at
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Literaturhinweise: Worden, J.W. (2011). Beratung und Therapie in Trauerfällen. Bern: Huber